09 Juli 2010

Bye, AdSpace

Ok, jetzt habe ich eine Nacht darüber geschlafen und mich auch lange mit den Katzen darüber unterhalten. Ich habe meinen MySpace-Account gelöscht.

Es geht nicht darum, ob ich einen Werbeblocker verwende oder nicht. Es geht mir nicht um mich. Es geht mir um die Leute, die meine Seite besuchen und was sie sehen. Ich möchte nicht, dass sie Werbung für eine Religion sehen. Ich habe versucht, im Folgenden meine Gedankengänge dazu zu erklären (wer sich's antun will, das zu lesen, sollte vielleicht jetzt ein Sandwich und was zu trinken holen - scheint, als würde es ein längerer Post werden...):

Ich bin selber spirituell, aber ich würde mich nicht religiös nennen oder gar in irgend eine religiöse Schublade stecken. Ich glaube fest daran dass welche Antworten oder Fragen oder Wahrheiten es sein mögen, die jemand in einer Religion sucht, dass diese in der Person selber liegen. Genau wie wir alle einzigartig sind, so sind es unsere Bedürfnisse, was wir glauben und was für uns wahr oder real ist. Es gibt nicht eine Wahrheit oder eine Realität - es gibt so viele, wie es Leute gibt, und wahrscheinlich mehr. Realität und Wahrheit sind für eine Person das, was sie fühlt und wie es sich für sie anfühlt. Für die eine Person mag es richtig sein, in ein Kloster zu gehen, und es mag genau so richtig und wahr sein für jemand anderen, Wiccan zu sein. Beides ist die Wahrheit und die Realität für die jeweilige Person.

Ich glaube, dass wer wirklich sucht, seinen weg findet. Jeder, der wirklich sucht, findet seinen weg. Alle Wege enden auf dem gleichen Berggipfel - und wer auf einem Berggipfel ist, den interessiert's nicht mehr wirklich, welchen Weg er gekommen ist. Wenn man oben ist, ist alles, was einen interessiert, das Obensein. Also finde deinen Weg! Der Weg ist in dir selber drin. Es ist dein eigener, und es ist unmöglich, dass du per Glück oder Zufall Wahrheit findest. Sogar wenn man zufällig diese Wahrheit finden würde, man würde sie nicht als die zu einem selber gehörende Wahrheit erkennen, weil man sich selber nicht kennt. Wie Puzzleteile.

Ueber "Bergspitzen" (oder Erleuchtung oder was auch immer es sein mag, das wir in Religion und Spiritualität suchen) gibt es tonnenweise Geschriebenes und Versprochenes. Einigen Leuten ist das alles egal, anderen alles andere als. Ich habe oben geschrieben "wer wirklich sucht". Meiner Meinung nach gibt es sehr viele "falsche Sucher": Leute, die zwar den Drang spüren, auf den Berg zu klettern, denen es aber zu anstrengend ist, den Blick nach innen zu lenken, sich selber für das was und wie sie sind zu akzeptieren, die nicht an sich arbeiten möchten und ihren Weg selber gehen möchten. Stattdessen suchen sie einen Hintereingang oder eine Abkürzung zur "Bergspitze".

Das Weg-gehen ist ja nicht immer lustig, es ist zu erwarten, dass es im Gegenteil meistens eher schmerzhaft wird, man auf viele Hindernisse treffen wird und des öfteren den Bettel hinwerfen und die Bergspitze Bergspitze sein lassen will. Wenn dein Inneres aber wirklich auf der Suche ist, dann wirst du weitergehen, vielleicht eine Verschnaufpause einlegen, aber es wird dir unmöglich sein aufzuhören zu versuchen, weiter nach oben zu gehen. "Falsche Sucher" werden weiter versuchen, Abkürzungen zu finden - jemanden zu bezahlen, der sie nach oben trägt, darüber diskutieren, wie man eine Gondel bauen könnte oder per Rakete schneller hinaufkäme. Irgendwas, das sie weiter nach oben bringt, so lange sie nur nicht den Blick nach innen wenden müssen und ihren eigenen Weg gehen müssen. Dabei ist genau das der Punkt: Man kann nicht nach oben kommen, wenn man nicht *seinen* Weg findet und ihn auch selber geht. Man kann das akzeptieren oder nicht - wer seinen inneren Weg nicht sucht und geht, der wird unten bleiben, ob man nun nach Abkürzungen sucht oder sich einen Feuchten um Bergspitzen schert.

Versteht mich nicht falsch: Es ist überhaupt nichts auszusetzen daran, wenn einem Bergspitzen egal sind, überhaupt nicht (ich hasse Wandern im echten Leben). Wer aber wirklich auf der Suche ist kann aber gar nicht anders - wie man nicht aufhören kann ans Essen zu denken, wenn man hungrig ist. Man kann daran gar nichts ändern.

Seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen kann sehr schwer sein, und gefallen wird's einem auch nicht immer (so mit in den Spiegel schauen und sehen, wer und was man wirklich ist und fühlt), es kann verwirrend und frustrierend sein. Mit anderen Leuten darüber reden, kann viel helfen - sowas wie die Anonymen Bergspitzen-Wegfinder. Oder mit jemandem zu reden, der auch schon eine Weile sucht und geht und einem vielleicht den einen oder anderen Ratschlag geben kann (den man dann ignorieren oder sich zu Herzen nehmen kann). Einige dieser Leute (einige von ihnen sind sogar schon auf der Bergspitze) wenden sehr viel Zeit auf dafür, anderen zu helfen, ihren Weg zu finden. Auch wenn sie hoch oben am Berg sind, müssen sie trotzdem ihr Essen, ihre Miete, ihre Kleider und so weiter bezahlen. Es ist also nur fair, wenn man ihnen im Austausch für ihre Zeit etwas gibt.

Diese Leute nennt man meistens Priester, Lehrer, Gurus, Mönche, Nonnen, ... jede Kultur hat so etwas. Und wir geben ihnen Geld dafür, dass sie sicherstellen, dass das Wissen über das Finden des inneren Weges und das Bergsteigen nicht verloren geht, und dafür, dass sie Suchenden helfen können, ihren Weg zu finden.

Ha! Wo's Geld hat, hat's Gauner. Die kümmert es nicht, ob es Berge, Suchende, Wege, oder dich gibt. Die kümmert es nur, wie viel Geld sie verdienen. Und wenn sie so tun müssen, als würden sie dich den Berg hinauftragen, oder dir einen "Weg zu zeigen, der für alle der einfachste ist, aber wir zeigen ihn nur den Auserwählten", oder ob sie vortäuschen, dir eine Gondel zu bauen; die würden auch so tun als wäre der Himmel pink wenn es dich dazu bringt, ihnen Geld zu geben. Alles im vollen Wissen, dich kalten A***es anzulügen.

Zusammengefasst:
  • nulltens, keine zwei Wege auf den Berg sind gleich, genau wie es keine zwei Menschen gibt, die gleich sind
  • erstens, den Weg kann man nur in sich selber finden, man kann ihn nur selber finden, und der Weg jedes Menschen ist einzigartig - niemand kann dir sagen, was dein Weg ist oder ihn finden ausser dir
  • zweitens, Ratschläge von anderen helfen viel, und genau wie du deinen eigenen Weg finden wirst, wirst du auch deine Lehrer finden.
  • drittens, es gibt nichts daran auszusetzen, einen Lehrer fair zu entlöhnen für seine oder ihre Zeit
  • viertens, einer, der ein echter Lehrer ist für dich, weiss, dass du ihn auf deinem Weg finden wirst, wenn er wirklich auf deinem Weg liegt.


Daraus schliesse ich, dass ein echter Lehrer keine Werbung macht. Weil er weiss, dass er nur "falsche Suchende" anziehen würde, die zu faul sind, ihren eigenen Weg zu suchen und zu gehen. Und weil er weiss, dass er nur ein Lehrer sein kann für diejenigen, die ihn unvermeidlich auf ihrem Weg finden und als ihre Lehrer erkennen werden. "Echte Suchende", die auf ihrem Weg an ihnen vorbeikommen, für die sie aber kein Lehrer sind, werden das erkennen und weitergehen - man trifft viele Leute auf seinem Weg, die nicht Lehrer sind für einen.

Wenn also jemand, der sich selber als Lehrer ansieht (eine Kirche oder Sekte oder wie man das auch nennen will), in der Gegend herumzieht und Türklinken putzt oder Werbung schaltet, dann kann es nur sein, dass er ein falscher Lehrer ist und auf dein Geld aus. Man bezahlt ja nicht Geld für Werbung wenn man nicht erwartet, mehr Geld einzunehmen von den Leuten, die die Werbung sehen.

Es ist mir egal, ob Besucher meiner MySpace-Seite Werbung für Justin Biebers Album oder Ben&Jerry's sehen. Mit dem Zeug machen Leute Geld; Werbung ist nötig um Geld zu verdienen, denn (für praktische Zwecke) - keiner macht sich auf die Suche nach der perfekten Eiskrem-Marke für seine eigenen ganz speziellen Geschmacksnerven. Das stimmt aber nicht für Glauben. Bei Religion geht es um den unwiderstehlichen Drang, in sich selber zu suchen - und nur dann wird man finden. Deine wahren Lehrer wirst du von alleine auf deinem Weg finden. Wenn sich aber jemand mit Gewalt Platz am Weg zufälliger Leute verschafft und auch dann noch kräftig auf sich zeigen und "ich bin dein Lehrer" brüllen muss, dann stehen die Chancen sehr gut, dass sie sich einen Dreck um *dich* scheren. Die nehmen jeden, egal wen, so lange er ihnen Geld gibt. Genau wie Ben&Jerry's.

Darum möchte ich keine Werbung für irgend eine Religion welcher Sorte auch immer in meiner oder anderer Leute Nähe.

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